"Ich habe Weihnachten gesehen"
Festliches Adventskonzert der Roten Husaren mit Vocalicious und Nina Schubert
Nicht oft gelingt der Weg zur Weihnacht derart stimmungsvoll wie am Sonntagabend im kunstvoll illuminierten Kirchenschiff St. Remigius. Dicht an dicht lauschten die Menschen festlichen Bläserklängen und betörend schönen Singstimmen. Immer wieder spendenten die Besucher rauschenden Beifall, und fast unbemerkt kullerte die eine oder andere Träne der Rührung die Wange hinunter. "Tochter Zion, freue Dich", tönte es schließlich mehrhundertfach, und am Ende seufzte jemand: "Heute habe ich Weihnachten gesehen".
Zum Konzert im Advent hatte der MCC-Musikzug Roten Husaren Ober-Mörlen eingeladen. An der Hand ihres Dirigenten Werner Erker liefen die Musiker an diesem feierlichen Abend zu Hochform auf. Hoch gelobt wurden die musikalischen Gäste: Tief unter die Haut des zahlreich erschienenen Publikums sang sich das Vokalensemble Vocalicious von der Musikschule Bad Nauheim, und auch bei Sopranistin Nina Schubert waren Wellen wohligen Schauerns im Gotteshaus zu spüren.
Für ihr Debut an der Usa hatte die profilierte Sängerin aus Neu Anspach klassische Weisen zur Weihnachtszeit mitgebracht. Mühelos erreichte ihr weicher Sopran irisierende Höhen und warme Tiefen. Bravourstücke wie "Cantique de Noel" oder "Panis Angelicus" gruben sich in die Herzen, zumal der junge Pianist Nick Stierwald aus Oberursel wunderbar galant begleitete. Für Scarlattis "Rompe sprezza" und das strahlende "Joyful, joyful" entlockte zudem Werner Erker seiner Bachtrompete derart brillante Töne, dass sich das Kirchendach ein wenig zu heben schien.
Eine Stecknadel hätte man fallen hören können, als Vocalicious anhob, das große Kirchenschiff mit seinen glockenklaren Stimmen zu füllen. Im höchst harmonischen Zusammenklang zwischen hohem Sopran und voluminösem Alt hatten die fünf jungen Sängerinnen andächtige bis jubelnde Weihnachtsweisen zu ihrer Ober-Mörlen-Premiere mitgebracht. Nach den fröhlichen Glocken ("The joy of bells"), die im munteren Wechsel stimmlich durch das Quintett schwangen, war es vor allem Leonard Cohens legendäres Hallelujah, mit dem die Sängerinnen in vollendeter Harmonie zu Tränen rührten.
"Deck the hall", hatte Moderator Hendrik Schaupp eingangs versprochen - und damit nicht die Stechpalmenzweige gemeint, mit denen in England die guten Stuben für gewöhnlich geschmückt werden. Gleichnamiges Traditionsstück gehörte zum Repertoire zwischen Barock und Swing, das die Roten Husaren mit Werner Erker vorbereitet hatten. Für die technische Umsetzung im großen Gotteshaus trugen Frank und Ralph Born an Mischpult und Spotlight Sorge.
Musikalisch träumten die Bläser und Schlagwerker von einer Weißen Weihnacht und erzählten die Geschichte von dem kleinen Jungen, der dem Kind in der Krippe mit seinem kleinen Lied ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Mit Dario Walke und Robert Hausmanns an der Trommel krönte der spannungsgeladene "Little Drummer Boy" den harmonischen Auftritt eines Orchesters, das im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag feiern wird.
"Ein wunderbares Konzert, das Herz und Seele gut getan hat und musikalisch wirklich begeisternd war!", kommentierte Pfarrer Jürgen Rump. Beim nachkonzertanten Glühwein auf dem Kirchplatz wurden Pläne geschmiedet fürs Festwochenende 17./18. Juni: Unter anderem wollen 50 Husaren, Ehemalige und Freunde gemeinsam musizieren.